Frankreich wählt die Verachtung Deutschlands

Die Gegner Emmanuel Macrons eint die Abneigung auf Deutschland / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder und Grafiken; nvd9612: https://pixabay.com/de/illustrations/emmanuel-macron-8105194/ Die Gegner Emmanuel Macrons eint die Abneigung auf Deutschland / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder und Grafiken; nvd9612: https://pixabay.com/de/illustrations/emmanuel-macron-8105194/

Nach der Parlamentswahl ist die politische Lage in Paris angespannt. Mit der siegreichen Linken kehren die Anfeindungen gegenüber Deutschland zurück.

Jean-Luc Mélenchon liebt es deftig. Seine rustikalen Vorlieben für gebratene Blutwurst am Stück mit Apfelmus und gerösteten Zwiebeln kommt in der Françe profonde, dem ländlichen Frankreich, bestens an. Deftig in der politischen Auseinandersetzung ist der linke Frontmann, der sich selbst als Ministerpräsident ins Gespräch gebracht hat, auch schon immer gewesen.

Wofür steht der linke Populist?

Das Schickimicki-Frankreich, wofür generell Paris mit seiner politischen Klasse zählt, lehnt er erbost ab. Es sei dort alles zu abgehoben und dekadent für die vielen fleißigen Franzosen im Rest des Landes. Sein Feindbild im Inneren ist Präsident Macron, den er als Agenten des Großkapitals, also der USA und Israels sieht. Beide Staaten macht der Parteichef von „La Françe insoumise“ – das unbeugsame Frankreich – für den Niedergang der einst so stolzen Nation verantwortlich. Aber da gibt es noch einen Feind, quasi direkt vor der Haustür: Deutschland! Noch vor den Amerikanern und Israelis verachtet der Ultra-Linke die Bundesrepublik. Und alle Deutschen gleich mit, bis auf zwei.

Besessen von Deutschland

In seinen Buch „Der Bismarck-Hering. Das deutsche Gift“ rechnet er mit den Nachbarn gnadenlos ab. Deutschland ist für ihn eine Abfolge von politischen Irrtümern und geostrategischen Katastrophen. Die Deutschen hätten vor der Geschichte immer versagt und steuern mit ihrer ökonomischen Dominanz und politischer Großmannssucht Europa in den Abgrund. Für ihn sei Deutschland ein trostloses Imperium der sozialen Kälte, das Frankreich zum Vasallen machen wolle.

Er würde garantiert gerne umgekehrt einen Schuh daraus machen. Seine Tiraden gegen Berlin sind in Frankreich legendär: „Die Deutschen, das ist ein Modell für Menschen, die sich nicht für das Leben interessieren. Niemand will Deutscher sein. Sie sind ärmer als der Durchschnitt, sie sterben früher als die anderen, und sie haben keine Kinder“ wütete der Deutschland-Experte mehrfach in den Medien.

In seinen Bismarck-Hering-Verriss analysiert er der Deutschen Liebe zur Natur und belegt dies mit Schlagworten wie FKK, Spaziergängen im Tannenwald oder Honigstullen. Für Mélenchon sind das alles nur Nebelkerzen, die der deutsche Michel um sich wirft, um seine wahren Absichten zu verschleiern. Hinter der Tanne oder Fichte schmiedet der Deutsche finstere Pläne!

Wer hat die wahre Macht?

Mit Kohlekraftwerken, der Auto- und Chemieindustrie verpesten sie Europa und vergiften die Welt. Kurzum: die Deutschen braucht kein Mensch und schon gar kein Franzose! Droht tatsächlich ein Premier Ministre Mélenchon, der Deutschland den Krieg erklärt?! Wenn es nach Macron und seinem auf Platz zwei gelandetem Bündnis „Ensemble“ – Gemeinsam – geht, dann friert eher die Hölle zu. Niemals wird der Präsident Mélenchon die Hand reichen.

Macron selbst polarisiert, er gilt innenpolitisch als wendig, aber er hat feste Grundsätze: politische Vertiefung der EU im Bündnis mit Berlin. Sollte Mélenchon doch neuer Regierungschef werden, dann könnte Macron gleich zurücktreten. Doch das Machtgefüge in Paris ist komplex und neigt sich immer zugunsten des Präsidenten. Er hat mehr Befugnisse als der US-Präsident und bestimmt allein die Richtlinien der Außen- und Sicherheitspolitik. Er entscheidet selbst über Militäreinsätze oder „Spezialoperationen“ wie beispielsweise der Fremdenlegion. Dabei ist er niemanden Rechenschaft schuldig.

Das wäre auch so, wenn es eine so genannte Cohabitation gäbe – also ein Präsident und ein Ministerpräsident aus unterschiedlichen Parteien. Das gab es in der V. Republik immer wieder, so bei Präsident Mitterrand von den Sozialisten und dem konservativen Premier Jacques Chirac. Aber das waren andere Zeiten. Trotz der politischen Unterschiede achteten sich die Konkurrenten. Mélenchon zeigt hingegen offen seinen Hass auf den politischen Gegner und seine Feinde im Ausland.

Die können es nicht!

Das erfolgreiche Linksbündnis ist mit der heißen Nadel für die kurzfristig angesetzte Wahl gestrickt worden. Es besteht aus Mélenchons Leuten, die zum Beispiel nichts mit den Grünen anfangen können. Jene mögen die alten Sozialisten nicht. Nach Mélenchons Vorpreschen, Premier werden zu wollen, haben sich erste mahnende Stimmen aus der bunten Zwangstruppe gemeldet. Er solle sich zügeln, noch sei nichts entschieden.

Und über allem schwebt das Damoklesschwert, auch als Marine Le Pen bekannt. Sie kam wider Erwarten nur auf Platz drei, was unter anderem damit zu tun hatte, dass Kandidaten aus Macrons Lager bei der Stichwahl ihre Plätze für das Links-Bündnis freigegeben haben. Le Pens Sieg sollte unter allen Umständen verhindert werden. Erstmal gelungen, doch auf Dauer?

Kommt die Rettung von der Saar?

Macron ist ein gewiefter Taktiker. Er könnte versuchen, mit wechselnden Mehrheiten aus Konservativen, Zentristen und linken Abweichlern sich durchzulavieren. Es ist gut möglich, dass so ein Plan aufgeht. Das Links-Bündnis mit dem Demagogen Mélenchon ist zu heterogen, als dass es vier Jahre diszipliniert durchhält. Darauf setzt der Präsident und wahrscheinlich wird ihn der Deutschen-Hasser nicht enttäuschen.

Die andere Verächterin alles Deutschen steht trotz ihres Dämpfers bei der Parlamentswahl in den Startlöchern für die Präsidentschaftswahl 2027. Macron darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. Ein Nachfolger ist bisher noch nicht aufgebaut, der junge Premier Gabriel Attal darf zwar geschäftsführend weiter amtieren, ist aber im Clinch mit Macron wegen der vorgezogenen Neuwahl.

Am Ende lautet die Stichwahl zur Präsidentschaft 2027: Deutschen-Verächterin gegen Deutschland-Hasser. Beide wären für Berlin der GAU! Aber vielleicht helfen dann die beiden einzigen Deutschen, die Mélenchon schätzt und Le Pen achtet: Oscar Lafontaine und Sahra Wagenknecht! Ihr BSW sieht fast wie eine Kopie von Mélenchons Partei aus: gesellschaftlich konservativ, sozial links, außenpolitisch auf Russland-Kurs und anti-amerikanisch. Wenn das nicht nach neuen Bündnissen links und rechts des Rheins aussieht!

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fufu
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1 Monat her

„Verachtung“ wuerde ich es nicht nennen, damit macht man nur neue Feindbilder auf… absichtlich ?

Ansonsten kann es nicht schaden den Deutschen den Spiegel vorzuhalten denn in Arroganz, Grossmanssucht und Dominanzbestreben gegen vermeintlich Schwaechere unterscheiden sie sich wenig von Amis und Israelis. Dass ihre Regierung derzeit gegenueber dem Hegemon kriecht aendert nichts an dieser Tatsache. Auf den ersten Blick ist mir der Mann sympathisch, werde mich informieren.

Nathan
Nathan
1 Monat her

Der „Klatsch-Kolumnist“ Steven West will uns über französische „Deutschen-Hasser“ aufklären, damit wir auf Seiten des intriganten Macrons ebenfalls spalten sollen? Er verkennt, daß wir NUR von Deutschenhassern umgeben sind. Und wer es nicht offensichtlich macht, der nutzt Deutschland einfach perfide aus – wie Macron. Weil wir, als leichtes Opfer, uns im Schuldkult selbst erniedrigen und verachten, ist unsererseits kein Widerstand angesagt. Für uns ist es doch vollkommen egal, welcher Franzose uns benutzt. Wir haben im „Wertewesten“ keine Freunde und sollten diesem US-EU-NATO-Klüngel den Rücken kehren. Man will uns von Russland trennen, der als einziger ein Freund sein könnte. Dann ließe… Read more »

fufu
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Reply to  Nathan
1 Monat her

Solange es die HoeckeAfD gibt wird aus Ihrem Traum nichts denn zu recht werden weder Melanchon noch lePen noch das BSW mit diesen Elementen koalieren. Und der Rest der AfD muss sich erst bezueglich Russland und der NATO eindeutig positionieren.

Nathan
Nathan
Reply to  fufu
1 Monat her

Sie glauben wohl noch an Taktik, um zu gefallen? Sie haben nicht verstanden, daß es um Selbstbewußtsein geht und daß diese eine Graswurzelarbeit ist. Soll Deutschland auf Schuldkult und Unterwerfung aufbauend ernst genommen werden? WAS wollen Sie bei DIESEM gefangenen Deutschland verteidigen, das nicht fähig und sogar nicht Willens ist, selbständig zu werden?

fufu
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Reply to  Nathan
1 Monat her

Schuldkult oder Selbstbemitleidung und Verdraengung der Schuld ? Die Anerkennung der Schuld waere die Voraussetzung der Genesung wovon die genannten Teile der AfD weit entfernt sind. So wie sich die BRD benimmt gleicht sie einem Neureichen mit schlechten Tischmanieren der dem Kellner 500 Euro Trinkgeld gibt, der es nimmt und sich seinen Teil denkt. Respekt kann man mit Geld nicht kaufen Selbstachtung auch nicht… Verachtung? ?.. besser nicht, irgendwie muss man sich in Europa mit dieser verkorksten Nation arrangieren.

Nathan
Nathan
Reply to  fufu
1 Monat her

Sie geben ja selbst zu, daß Sie oder Deutschland so nicht weiterkommt. Es will sich Liebe erkaufen und trampelt deshalb auf sich selbst herum! Aus der Anerkennung des Schuldkultes kann kein Stolz erwachsen. Und den haben die anderen Länder, auch Österreich, in Masse. Wir brauchen Selbstbewußtsein und das muß ganz klar auf den ERFOLGEN der Vergangenheit und nicht auf den Niederlagen aufbauen! Positive Gesinnung strahlt nach außen, Schuldkult verhärmt und verlockt zum Draufschlagen.

fufu
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Reply to  Nathan
1 Monat her

Der Schuldkult ist Teil der Propaganda der AfD. Hoffentlich verwechseln Sie nicht Selbstbewusstsein mit der bekannten Arroganz, Groessenwahn Grossmanssucht… dabei ist es ganz einfach… Identitaet hat man oder hat man nicht, die BRD hat sie nicht. Die BRD muesste ihre Identitaet neu erfinden, das geht aber nicht von aussen und mit dem Wiederaufleben des rueckwaertsgewandten Nazikults wie in Teilen der AfD schon gar nicht. Das BSW hat diese Probleme nicht, die AfD steht sich selbst im Wege.

fufu
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Reply to  fufu
1 Monat her

Und wenn man schon keine Identitaet hat, was auch nicht unabdingbar ist, so sollte man zumindest basale Interessen haben… nicht als Flugzeugtraeger der NATO zu dienen und im Staube zu kriechen… Selbstbewusstsein ohne NaziKult.

Nathan
Nathan
Reply to  fufu
1 Monat her

Der Schuldkult ist Tatsache, weil er erwartet wird, als ewige Erpressung und Unterdrückung und Kleinhaltung. Ihre „Großmannssucht“ äußert sich als konsequent herrschender KZ-Kommandant des US-Zion-Systems in Europa (und der Welt), als Ausführungüberwacher jetzt gegen Russland, das über die Herausforderung Ukraine nun eingenommen und einverleibt werden soll. Deutschland ist ohne Eigenständigkeit (wie die anderen Länder) zum ausgenutzt werden verdammt. Siehe Ihr treffendes Beispiel „Flugzeugträger“ der USA.

Johann Stöckli
Johann Stöckli
1 Monat her

Jean-Luc Mélenchon hat es genau erkannt, wer denn auf dieser Welt der Anführer für Kriege und Umstürze ist, wie sie die USA beherrschen und ihnen befehlen, welches Land als nächstes zu unterwerfen ist: Die Neconservativen-Straussianer in den USA sind die Jahrhundertverbrecher!   Der Krieg in der Ukraine ist der Höhepunkt des 30-jährigen Projektes der amerikanischen Neoconservativen-Straussianer, die sich für die Kriege der USA in Serbien (1999), in Afghanistan (2001), Irak (2003), Syrien (2011) und Libyen (2011) eingesetzt haben und die den Einmarsch Russlands in die Ukraine so provoziert haben. Die Bilanz der Neocons ist ein absolutes Desaster, dennoch hat Biden… Read more »

Ketzerlehrling
Ketzerlehrling
1 Monat her

Ob Verachtung, oder nicht. Im Grunde einerlei und irrelevant. Wichtig wäre, dass Deutschland sich überlebt, mit einer anderen Regierung natürlich, Frankreich an den Rand zu drängen. Frankreich nimmt von Deutschland und profitiert.

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