Olympia oder Nolympia? Sport zwischen Spektakel, Weltfrieden und Korruption

Symbolbild / Leichtathletik / Olympia / Quelle: pxhere, lizenzfreie Bilder, https://pxhere.com/de/photo/1073996 Symbolbild / Leichtathletik / Olympia / Quelle: pxhere, lizenzfreie Bilder, https://pxhere.com/de/photo/1073996

Paris will mit Olympia 2024 neue Maßstäbe setzen und inszeniert sich als Ort der Vielfalt. Und Deutschland bewirbt sich für 2040 oder doch für 2036?

Emmanuel Macron hat für die vielfach gelobte Eröffnungszeremonie der Pariser Spiele tief in die Staatskasse gegriffen. Aber das spielt im Selbstverständnis des Präsidenten und seiner Franzosen keine Rolle. Es geht um das Image der Grande Nation, die zeigt, was sie kann, was sie hat und die ihre internationale Bedeutung unterstreicht. Paris als Schauplatz macht es den Organisatoren leicht: eine von Napoleon III. und seinem visionären Stadtplaner Baron Haussmann gefasstes urbanes Juwel, das für große Inszenierungen wie geschaffen ist.

1936 als Initialzündung

Bei den zurückliegenden Spielen der Neuzeit konnten nur einige Austragungsorte mit Paris mithalten, das Olympia zum dritten Mal ausrichtet. London, ebenfalls drei Mal am Start, Rom, Tokio und nicht zuletzt Berlin gehören dazu. Mit den Spielen von 1936 setzte die NS-Regierung tatsächlich neue Maßstäbe. Als Feuerfetischisten begründeten die Nationalsozialisten die Zeremonie für das Entzünden der Flamme im Hain des antiken Olympia. Auch der Fackellauf geht auf sie zurück, der seitdem ein zentraler Programmpunkt der Spiele ist. In Berlin gab es das erste Mal eine choreografierte Eröffnungs- und Schlussfeier, bei der es mit dem Lichtdom zu einem spektakulären Finale kam, das Leni Riefestahl in ihrem preisgekröntem Olympia-Film eindringlich einfing.

Die internationalen Presse überschlug sich damals vor Begeisterung, nicht zuletzt wegen der perfekten Organisation, der zahlreichen offiziellen Empfänge, die erstmals gezielt für den diplomatischen Austausch genutzt wurden. Dass der berühmte Lichtdom mit Flakscheinwerfern gestaltet wurde, die ihren eigentlichen Zweck ab 1940/41 erfüllten – Ironie der Geschichte. Die Spiele von 1936 haben eine Professionalisierung bewirkt, die alle folgenden Austragungsorte halten oder übertreffen wollten. Wieder und wieder heißt es dann am Ende: Das waren die besten Spiele aller Zeiten!

Zwischen Verehrung und Korruption

Mit dem Deutschen Thomas Bach steht selbst ein Olympiasieger an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Diese Organisation hat ebenfalls durch die Spiele von Berlin einen Professionalisierungsschub und eine Bedeutungserhöhung erfahren. Seit 1936 behandelt das gastgebende Land das IOC und seinen jeweiligen Präsidenten wie einen exterritorialen Staat. Exzellenz als Anrede für Bach und seine Vorgänger ist selbstverständlich und hebt deren Rang auf die Stufe eines Staatsoberhaupts.

Die Machtfülle des IOC ist inzwischen einmalig: Es bestimmt die Verträge mit dem Ausrichter selbstherrlich und lässt sich die Marke Olympia vergolden. Thomas Bach steht seit der Vergabe der Winterspiele ins russische Sotschi und einer angeblichen Freundschaft mit Wladimir Putin in der Kritik. Überhaupt gilt das IOC seinen Gegnern als undurchsichtige, mafiöse Organisation, die nichts mehr mit den olympischen Werten zu tun habe. Zumindest stimmt das für das Ziel, Frieden zu halten.

Symbolpolitik trifft auf Wirklichkeit

Das IOC schafft es nicht, während der Spiele Kriegsparteien zu einem temporären Waffenstillstand zu bewegen. Vielleicht bemüht es sich nicht einmal darum, was beim antiken Vorbild noch selbstverständlich war. Bach hat sich durch öffentlichen Druck durchgerungen, kein russisches Team zuzulassen wegen des Kriegs in der Ukraine. Auch ist Putin der Olympische Orden aberkannt worden. Er dürfte es wahrscheinlich verschmerzen. Soviel zur Symbolpolitik, die das Geschäft mit Olympia bestimmt. Hehre Worte, gebrochene Eide und anscheinend nicht zu lösende Probleme wie Korruption und Doping gehören zu den Zutaten des Großereignisses.

Dass autoritäre Staaten wie China oder Katar als Austragungsorte für Olympia oder Fußballweltmeisterschaften buhlen, ist nicht verwunderlich. Sie fallen auf das PR-Versprechen des IOC beziehungsweise der FIFA rein: Die Spiele bringen ein glänzendes Image und viel Geld. Beides darf bezweifelt werden und ist bei den Finanzen oft nachweislich falsch. Paris hat Glück, dass viele Sportstätten vor der Vergabe bereits vorhanden waren und wenig neu gebaut werden musste.

Vielleicht ist das der Grund, warum Olympia öfter an Orte vergeben wird, in denen Spiele einmal oder mehrmals stattfanden. So auch in Los Angeles, das 2028 wieder an der Reihe ist. Olympia wird vom Image-Faktor überschätzt. Bis auf Leichtathletik oder Schwimmen gelten viele andere Sportarten als Nischenaktivitäten, die nur Eingeweihte interessieren. Fußball ist dagegen ein echtes Massenphänomen, das mit vergleichsweise einfachen Regeln, Tempo und spannendem K.O.-System bei internationalen Wettbewerben überzeugt.

Mut oder Verzagtheit

Ob die geplante deutsche Olympia-Bewerbung für die Spiele 2040 überzeugt, ist indes fraglich. Die letzten Kandidaturen – Hamburg, das Ruhrgebiet oder München und Oberbayern für die Winterspiele – scheiterten vor allem am Rückhalt der Bevölkerung. Zu teuer, zu viel Umweltzerstörung und nicht zuletzt die Knebelverträge des IOC. Zeigt sich hier ein Grabenbruch zwischen autoritären Austragungsländern, dem nicht minder autoritären IOC und den demokratischen Staaten des Westens?

Die Spiele 2028 und 2032 gehen in den Westen – Los Angeles und Brisbane. Aber was ist mit 2036? 100 Jahre nach Berlin 1936! Anscheinend haben das deutsche olympische Komitee und die Ampel-Regierung diese Idee verworfen. Sie steuern auf 2040 zu, das ist das deutlich weniger politische Datum. Allerdings auch das deutlich langweiligere und nicht historische. Wenn schon Olympia in Deutschland, dann sollte es in Berlin 2036 stattfinden. Es wäre ein mutiges Zeichen ein Jahrhundert nach den NS-Spielen das Motto des IOC umzusetzen: „Stronger together“ – gemeinsam stärker. Für Vielfalt, Freiheit und Gemeinsinn.

Spiele in Berlin 2036 wären ein Exorzismus gegen die NS-Propaganda hundert Jahre zuvor. Die deutsche Hauptstadt sollte sich eine Partnerstadt an die Seite holen: Tel Aviv. Hier könnten die Wasserwettbewerbe und die Schlussfeier stattfinden. Eine aus PR-Sicht unschlagbare Kombination, die tatsächlich historisch wäre.

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Nathan
Nathan
1 Monat her

1936 war Deutschland auf der Höhe seines Wirtschaftswunders, Macht, Kraft und Technik! Es gab bei uns schon Fernsehen. Daß dann die Olympiade 1936 in Berlin eine richtungsweisende Superlative wurde, war zu erwarten, und das begeisterte Ausland wollte die Olympiade 1940 wieder in Deutschland stattfinden lassen. Besser geht es doch nicht! Die Olympiade präsentierte immer den Stolz der veranstaltenden Nation, genau wie die Weltausstellungen früher. Aber der obige Boulevardschreiber will die Olympiade politisieren, wie es sein verqueeres Beispiel an Telaviv zeigt. Die Palästinenser tut er wohl absichtlich brüskieren. Politisch eben. Die Olympischen Spiele 2036 gehören natürlich nach Berlin! Daß unsere Regierung… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Nathan
1 Monat her

„Aber der obige Boulevardschreiber will die Olympiade politisieren“ Als ob Adolf die Olympiade nicht politisiert haette. Natuerlich waren 1936 alle „Nazis“, nur die Deutschen waren so dumm fuer die Interessen anderer in den Krieg zu ziehen. Um zur Essenz zu kommen… die „Nazis“ allesamt hatten mit der „Nation“, einem Konzept aus dem Jahrhundert zuvor nichts am Hut, die „Nation“ damals wie heute eine Erfindung fuer den Untertan. Adolf war ein frueher Globalist… „wenn wir den Krieg verlieren ist EUROPA verloren“, er meinte hiermit die asiatiche und afrikanische Bedrohung. Geaendert hat sich bemerkenswert wenig. „Amerika first“ und die Vasallen gegen den… Read more »

fufu
fufu
Reply to  fufu
1 Monat her

Der typische Nazi wie ihn die Welt aus Holywood kennt, der blonde Deutsche mit den stechenden stahlblauen Augen. Wie sagte doch sinngemaess Konfuzius auf die Frage hin was er tun wuerde wenn er Kaiser waere… „die Sprache bereinigen“.

Nathan
Nathan
Reply to  fufu
1 Monat her

Nicht nur Hollywood ist an der antideutschen Umerziehung beteiligt. Man sieht in ganz Europa auch immer wieder alte, aufgewärmte und neue antideutsche Produktionen, vor allem im Fernsehen, die antideutsche Ressentiments schüren (sollen?). Deutschland soll und muß sich immer wieder unterwerfen, das wird erwartet, und unsere jämmerlichen Regierungen kriechen…oder endlich zu einem Befreiungsschlag aufgereizt das deutsche Zerrbild, aber als edel, notwendig zum Leben erwecken? Berechtigte Gründe gibt es genug! Wann kommt endlich ein deutsches Machtwort?

Erwin
Erwin
Reply to  Nathan
1 Monat her

Leider muss ich Ihnen mitteilen, das das deutsche Machtwort ausbleibt!

70 Jahre Umerziehung, Verdummung in den Schulen, Verschweinung und ‚Ausdünnung‘ überlebt KEIN Volk. 90 Prozent des Michels ist Heute alles egal, hauptsache mein Auto ist größer und Persil wäscht weißer. Die haben ohne mit der Wimper zu zucken ihre Alten umgebracjht und ihre Kinder krankgemacht. Jetzt schreien sie wieder nach Krieg.

Wenn Sie auf etwas hoffen wollen, dann das es der Welt reicht, das D und das antlantisch gesteuerte Europa das ‚Übel‘ der Welt sind. Wie das ausgeht wissen nur die Götter.

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